Beim letzten Gig mit meinen Männern von BalticBeat, habe ich unsere Zugabe, I WILL SURVIVE (als letztes Stück unseres mitreißendes Auftritts immer ein echter Kracher), meiner Freundin Anja gewidmet.
Mein eigener Satz ‚Krebs und Depression ist ein Arschloch‘ – ja, grammatikalisch nicht ganz einwandfrei, I know - hat mich zum Nachdenken gebracht.
Wir sind uns wohl einig darüber, dass das Tituliertwerden als Arschloch in unserem Sprachgebrauch kein Lob darstellt, obgleich dieser wichtige Körperteil ein solches durchaus verdient hätte, ist es doch der Ausgang, durch den sich unser Körper, der unbrauchbaren Reste unserer Ernährung entledigt.
Und wie bei vielen Dingen im Leben, wird uns auch beim Arschloch erst dann bewusst, wie wichtig es ist, wenn es nicht mehr richtig funktioniert und wie z.B. bei einem Darmverschluss, seiner lebenswichtigen Funktion nicht mehr nachkommen kann, so geschehen bei Anja.
Genug vom Arschloch, ich habe jetzt eh den Faden verloren…
Krebs ist in jedem Fall ein heimtückischer Räuber, er raubt den Betroffenen Zeit, Hoffnung, Kraft und allzu oft das Leben.
Anja wurde ihres Lebens beraubt.
In den letzten Tagen kommt meine Seele langsam hinter den Ereignissen der letzten Monate hinterher und verlangt nach einem schriftlichen Ausdruck.
So, today I’m gonna say her name to honor her life.
Anja, die Schulfreundin ab der 5. Klasse, bei der Dino und Jacko für Stimmung sorgten und mit der es immer was zu Lachen gab.
Anja, das strahlende, wunderhübsche Kindermodel im Otto Katalog.
Anja, die so mitreißend lachen konnte, dass wir nicht mehr aufhören konnten zu lachen, bis die Tränen kamen und die Bäuche wehtaten.
Anja, Uwes Tochter, die seinen trockenen Humor geerbt und immer einen Witz auf Lager hatte, natürlich auf echt ‚hamburgisch‘.
Anja, meine erste Freundin, deren Eltern sich scheiden ließen und die darum für einige Zeit aus meinem Blickfeld verschwand.
Anja, die Sängerin, mit der ich auch einmal gemeinsam auf der Bühne stand.
Anja, die junge Mutter, die zwei wundervollen Söhnen das Leben schenkte und die die meiste Zeit ihres Lebens ihre eigene Mutter vermisste.
Anja, die Abenteuerin, die ihrem Herzen und der Liebe bis in die USA gefolgt ist.
Anja, die Frontfrau, die jeden Auftritt ihrer Band U4EA mit ihrem Strahlen Glanz und Glamour verlieh.
Anja, die Kriegerin, die ihre Kinder in einem Sorgerechtsstreit verloren und nach langem Kampf wieder zurückgewonnen hat.
Anja, die das Glück hatte ihrem persönlichen Engel Kurt zu begegnen, der immer an ihrer Seite war.
Anja, die lustige Oma, die immer für ihre Enkel da war.
Anja, die Überlebende, die das größte Unglück erleiden musste, das einer Mutter widerfahren kann und deren Sohn Glenn für immer 13 Jahre alt bleiben wird.
Anja, die der Wärme und ihrem Sohn Dennis nach Florida folgte und die ich zuletzt in 2016 zur Weihnachtszeit dort besucht und umarmt habe.
Anja, die zwei Krebse, die zeitgleich ihren Körper schädigten, einmal besiegte.
Anja, die keine Chance hatte, als der Krebs zurückkam.
Anja, die schreckliche Schmerzen litt, von denen sie nie sprach.
Anja, die vor 6 Monaten noch auf Dennis Hochzeit mit ihm tanzte und nie war schöner war.
Anja, die für immer unser ‚Anschilein‘ bleiben wird, Stinschi.
Anja, die ihrem Kurt eine liebevolle, starke und leidenschaftliche Partnerin war.
Anja, die am 26.4.1966 geboren wurde und am 30. September 2021 gestorben ist.
Anja, die jetzt mit Glenn wieder vereint ist.
Anschilein, I love you.